Meine VW-Bulli-Liebe entflammte 2012 in Brasilien. Für meine große Reportage über Rio war ich über tausend Kilometer zu Fuß, über Tausende von Kilometern mit einem T2-Brazil-Bus unterwegs. Kein Wunder, dass der kultige T1-Bulli, den ich 2015 in Deutschland erwarb, aus Brasilien stammte!
Was faszinierte mich am Bulli-Fahren in Brasilien? Fahrkomfort ist ein Fremdwort genauso wie Servolenkung und Airbag, man hockt eingezwängt vorne schutzlos in der Fahrerkanzel, der Motor ist bei den alten Bullis hinten am Heck. Aber der Minimalismus besitzt seinen Reiz: Es ist Fahren in seiner ursprünglichsten Form, kein elektronischer Schnickschnack, man nimmt seine Umgebung ganz bewusst auf, jeder Kilometer ist lebendige ganz intensive Erfahrung. Doch vor allem ist der klassische T1 -Bulli mit seiner geteilten Frontscheibe und seinen überschaubaren 44 PS ein unglaublicher Herzensbrecher: Ob Jung oder Alt, überall fliegen ihm die Sympathien zu, zaubert er ein Lächeln in die Gesichter!
Im März 2015 fand ich endlich meinen Oldtimer: Meine Freunde Alex und Manfred von der Käferwerkstatt Regensburg kannten einen Gutachter namens Erwin. Dieser kannte jemanden, der kurz zuvor zwei T1-Bullis aus Brasilien importierte. Einen wollte er behalten, einen wollte er verkaufen. Drei Wochen später machten wir uns mit meinem T1-Brazil-Bus Bj. 1974 auf den langen Weg zum Ausgangspunkt Istanbul, da war mein Bulli immer noch ein "no name".
Von Istanbul kämpfte er sich trotz einiger kleiner Pannen ganz tapfer durch den Balkan. Doch in Kroatien hinter Rijeka machte die Lichtmaschine schlapp. In der Not tauchte plötzlich Tonci, ein einheimischer Jazzmusiker, mit seinem alten VW Käfer auf! Nur zwei Dörfer entfernt lebte und arbeitete sein Oldtimer-Schrauber. Der hatte für uns eine Lichtmaschine auf Lager, hat den Wagen innerhalb eines Tages gründlich gecheckt und wieder flott gemacht. Sein Name? Erwin! Das war wohl ein göttliches Zeichen: mein Bulli muss "Erwin" heißen!